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4. Juni 2025 (ZH, BE)
25. August 2025 (GE)
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Inselträume
Im hohen Norden tut sich was! Island hat nicht nur ein spektakuläres Konzerthaus, die Harpa, sondern auch ein exzellentes Sinfonieorchester unter Leitung von Eva Ollikainen. Zusammen mit dem Ausnahmecellisten Kian Soltani präsentieren sie Klassiker von Elgar und Sibelius, dazu ein neues Werk der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdóttir – und als Sahnehäubchen heimische Volksmusik.
FR, 20*03*26
GENF, 19.30 UHR
SA, 21*03*26
BERN, 19.30 UHR
SO, 22*03*26
ZÜRICH, 18.00 UHR
Regelmässige Aufführungen klassischer Orchestermusik gibt es in Island erst seit circa einem Jahrhundert. Mit der Gründung des Iceland Symphony Orchestra 1950 brach eine neue Ära auf der Insel an. Längst hat sich das Orchester unter den besten Klangkörpern Europas etabliert; es spielte im Wiener Konzertverein, im New Yorker Kennedy Center und bei den BBC Proms. Auch mit Studioaufnahmen machte sich das Orchester einen Namen, etwa mit dem Gesamtwerk für Orchester von Vincent d’Indy, wofür es eine Grammy-Nominierung gab. Zu seinen künstlerischen Leitern zählten Persönlichkeiten wie Vladimir Ashkenazy und Osmo Vänskä; aktuelle Chefdirigentin ist die Finnin Eva Ollikainen. Und seit 2011 steht mit dem Konzerthaus Harpa in Reykjavik auch eine architektonisch wie akustisch herausragende Spielstätte zur Verfügung.
Eine «natürliche Bühnenpräsenz und mitreissende Musikalität» werden Eva Ollikainen von der Fachpresse attestiert. Tatsächlich verlief der Aufstieg der 1982 geborenen Finnin, die schon mit 21 Jahren den Jorma-Panula-Dirigentenwettbewerb gewann, in letzter Zeit fulminant: Chefdirigentin des Nordic Chamber Orchestra, Auftritte mit den Wiener Symphonikern, dem Orchestre National de France und der BBC Philharmonic sowie an der Semperoper Dresden. 2021 wurde sie zur künstlerischen Leiterin des Iceland Symphony Orchestra ernannt, wo sie einen Schwerpunkt auf zeitgenössische Musik legt, etwa in der Zusammenarbeit mit der Komponistin Anna Thorvaldsdóttir. Ollikainen selbst begann ihre Karriere als Schülerin von Leif Segerstam und Jorma Panula an der Sibelius-Akademie Helsinki, wo sie heute auch unterrichtet.
«Individualität, Ausdruckstiefe und ein charismatisches Auftreten» werden Kian Soltani attestiert. Tatsächlich ist der Österreicher mit iranischen Wurzeln in zwei Kulturen zu Hause – ein Umstand, dem er in seinem Debüt-Album mit dem bezeichnenden Titel «Heimat» seine Reverenz erwies. Als diese 2018 bei der Deutschen Grammophon erschien, hatte Soltani bereits den Paulo-Cello-Wettbewerb in Helsinki für sich entscheiden können− der begehrte Credit Suisse Young Artists Award kam noch hinzu. Mittlerweile hat er sich international etabliert mit Auftritten bei den Festivals von Schleswig-Holstein, Luzern und Kissingen sowie durch seine regelmässige Zusammenarbeit mit Grössen wie Daniel Barenboim oder Renaud Capuçon. 2022 wurde seine innovatives Filmmusik-Album «Cello Unlimited» mit einem Opus Klassik ausgezeichnet.
Werkeinführung mit Anna Thorvaldsdóttir (ca. 5’)
Weite, dunkle Klangflächen, immer wieder aufgeraut und von einzelnen Lichtreflexen durchzogen: Anna Thorvaldsdóttir musikalische Sprache erinnert fast zwangsläufig an die Natur ihrer Heimat Island. Wenn sie selbst den Begriff «Klanglandschaften» verwendet, zielt sie allerdings auf solche in ihrem Inneren. Ihr Orchesterwerk «Archora», uraufgeführt bei den BBC Proms 2022, kreist denn auch um die Idee eines Paralleluniversums, verführerisch schön, aber nie ganz greifbar – so, wie es vielleicht nur Musik vermitteln kann. Der Titel des Werks ist aus den griechischen Wörtern für Ursprung («arche») und Raum («chora») zusammengesetzt.
Das Cellokonzert stammt aus Edward Elgars letzter Schaffensphase; abgeschlossen wurde es im Sommer 1919. Vom triumphierenden Gestus früherer Orchesterwerke lässt sich hier kaum noch etwas spüren, alles ist auf Introspektion, auf Wehmut und Resignation abgestellt. Dabei nutzt Elgar die enorme «Sprachkraft» des Violoncellos, das vor allem im 1. und 3. Satz immer wieder seine melodischen Qualitäten unter Beweis stellen darf. Aber auch der schroffe, burschikose Charakter des Instruments kommt zu seinem Recht. Insgesamt ein Werk des Abschieds und des Rückblicks, der krönende Schlussstein von Elgars Schaffen.
Hell und freundlich: Mit diesen Attributen wird Jean Sibelius’ 2. Sinfonie gern versehen, gerade um sie von der tragisch verschatteten Nr. 1 abzusetzen. Spiegeln sich in ihr die Erfahrungen eines Italienaufenthalts wider, von dem der Komponist selbst sagte, er sei in jener Zeit «ein ganz anderer Mensch geworden»? Oder wagt Sibelius mit seinem neuen Werk einen Blick in die Zukunft, in ein freies, souveränes Finnland? Dass seine Zeitgenossen Letzterem den Vorzug gaben, verwundert nicht. Aber auch ohne politische Grundierung zählt die Zweite bis heute zu den populärsten Schöpfungen des finnischen Spätromantikers.