CLASSICS 180° – Was Sie erwartet
Sinfonie hiess für Gustav Mahler, «mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen». Das legendäre Budapest Festival Orchestra bringt diese Welt in grossorchestraler Besetzung zum Klingen: ein Parforceritt von düsteren Marschklängen bis zum jubelnden Finale, dazu die berühmte Liebesmusik des Adagietto («Tod in Venedig»). 70 Minuten packende Musik – mit einer Einführung von Dirigent und Mahler-Experte Iván Fischer.
SO, 18*05*25
GENF, 18.00 UHR
MO, 19*05*25
LUZERN, 20.00 UHR
DI, 20*05*25
ZÜRICH, 20.00 UHR
MI, 21*05*25
BERN, 20.00 UHR
Vom Projektorchester für junge Talente zu einem der besten Klangkörper weltweit – diesen Aufstieg vollzog das Budapest Festival Orchestra in beeindruckendem Tempo. 1983 gegründet, verbindet das Orchester herausragende Qualität und Experimentierfreude mit internationaler Strahlkraft. Es ist regelmässiger Gast bei den Festivals von Salzburg, Edinburgh, London, Luzern, Bonn und Prag, war auf den Bühnen Nordamerikas ebenso zu hören wie im asiatischen Raum. Für seine Einspielungen von Werken Mahlers, Bartóks und Mozarts gab es zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Grammys. Ebenso wichtig ist dem Budapest Festival Orchestra die «Basisarbeit»: Es veranstaltet nicht nur ein eigenes Musikfest, das Bridging Europe Festival, sondern hat auch Kinder- und Gesprächskonzerte im Programm, spielt in Bars und auf öffentlichen Plätzen.
Iván Fischer lebt Musik: Er komponiert, spielt mehrere Instrumente und geniesst als Dirigent einen legendären Ruf. Nach seinem Studium in Budapest und Wien arbeitete er als Assistent Harnoncourts in Salzburg, bevor ihn England für sich entdeckte: 1976 Sieg beim Dirigentenwettbewerb in London, 1979 Chefposten bei der Northern Sinfonia, 1982 Welttournee mit dem London Symphony Orchestra. Im Anschluss widmete sich Fischer verstärkt Aktivitäten in der Heimat, v.a. dem Aufbau des Budapest Festival Orchestra. Mit dessen Siegeszug durch die Konzertsäle wurde auch Fischer internationale Aufmerksamkeit zuteil. Neben Gastdirigaten in den USA und Grossbritannien übernahm er die musikalische Leitung des Berliner Konzerthauses am Gendarmenmarkt. 2006 wurde ihm die höchste ungarische Auszeichnung für Künstler zuteil, der Kossuth-Preis.
Nach drei Vokalsinfonien wandte sich Gustav Mahler mit seiner Fünften (1901/02) wieder der reinen Instrumentalmusik zu. Ein Rückschritt? Eher ein Neubeginn! Das klassische Viersatzschema ist zwar noch erkennbar, aber erweitert und stark überformt, gleichsam von innen nach aussen gestülpt. Den Rahmen bilden ein düsterer Trauermarsch und ein turbulentes, zunehmend überdrehtes Finale, während ausgerechnet das Scherzo zum zentralen und längsten Satz der Sinfonie wird. Darüber hinaus gibt es zahlreiche motivische Verbindungen zwischen den Sätzen, die das Stück trotz seiner Spieldauer von 70 Minuten zu einem grossen Ganzen zusammenschweissen.
Innovativ ist auch Mahlers Umgang mit dem Orchester, die bis ins Extrem getriebene Selbständigkeit der Einzelstimmen, mithilfe derer der kompakte Tuttiklang immer wieder aufgebrochen wird. «Die 5. ist sehr, sehr schwer», warnte Mahler und bat aufführungswillige Dirigenten, sie «ganz gehörig vorzuproben, sonst erleben wir Greuliches».
Am populärsten wurde ausgerechnet der unauffälligste Abschnitt der Sinfonie, das an 4. Stelle stehende Adagietto. Schon vor seiner Verwendung in Viscontis Film «Tod in Venedig» erfreute es sich grosser Beliebtheit und wurde gern separat aufgeführt. Der Dirigent und Mahler-Freund Willem Mengelberg führte den schwärmerischen Ton dieses Stücks für Streicher und Harfe auf die Begegnung des Komponisten mit der jungen Alma Schindler zurück: Das Adagietto sei Mahlers klingende Liebeserklärung an seine spätere Frau.